Eignung von CAP7.1 bei Gallengangskrebs und Gallenblasenkrebs
CAP7.1 ist eine inaktive Vorstufe des bereits bekannten Chemotherapeutikums Etoposid. Der Wirkmechanismus von CAP7.1 wurde derart konzipiert, dass die Möglichkeit einer zielgerichteteren Therapie, auch für Gallengangskrebs und Gallenblasenkrebs, geschaffen wird. CAP7.1 wird intravenös verabreicht, bleibt aber inaktiv, da der Wirkstoff Etoposid „getarnt" ist. Etoposid wird im Körper langsam durch ein besonderes Enzym namens Carboxylesterase freigesetzt. Dieses Enzym wird in gesundem Gewebe exprimiert und zeigt eine besonders hohe Bioaktivität in verschiedenen Tumorzellen. Die Freigabe von Etoposid scheint daher insbesondere in der Umgebung von Krebszellen zu erfolgen. Dieser Mechanismus erlaubt auch bei höheren Dosen eine gute Verträglichkeit von CAP7.1 und weist auch bei der Behandlung von refraktären Tumoren, einschließlich denen, die zuvor mit Etoposid behandelt wurden, auf eine gute Wirksamkeit hin. Eine besonders hohe Expression von Carboxylesterase in gastrointestinalem Gewebe, insbesondere in der Leber, könnte außerdem ein Hinweis dafür sein, dass CAP7.1 besonders für Patienten mit Gallengangskrebs geeignet ist.
Wenn eine Chemotherapie nicht anschlägt, liegt dies wahrscheinlich an der Entwicklung einer Mehrfachresistenz gegen Krebsmedikamente (engl.: multidrug resistance, MDR). Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass CAP7.1 aufgrund seiner andersartigen molekularen Erscheinung nicht von einer bestehenden MDR betroffen ist. Somit kann es sein, dass CAP7.1 nicht den gleichen Beschränkungen wie andere Krebsmedikamente unterworfen sein könnte.
CAP7.1 - Erste Untersuchungen bezüglich Sicherheit und Wirksamkeit
Am Charité Universitätsklinikum, Berlin Deutschland, wurde im Jahr 2012 eine Phase I-Studie mit 19 erwachsenen Patienten mit verschiedenen soliden Tumoren abgeschlossen. Die Mehrheit der Patienten zeigte eine gute Verträglichkeit gegenüber CAP7.1. Bei elf Patienten schritt die Erkrankung über sechs Monate nicht weiter fort. Bei einigen wenigen Patienten konnte auch ein Schrumpfen des Tumors beobachtet werden. Ein Patient zeigte eine partielle Remission. Die längsten Überlebenszeiten zeigten sich bei Patienten mit Gallengangskarzinomen und nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. Die Ergebnisse lassen einen Wirksamkeit-Dosis-Effekt vermuten, der insbesondere bei gastrointestinalen Malignomen auftritt, wie im Magen, in der Gallenblase und Speiseröhre, aber auch bei Eierstock-, Hoden-, Kopf-und-Hals- und Lungenkrebs zu beobachten war.
Im Jahre 2003 wurde CAP7.1 in der Pädiatrie an Kindern getestet. In der Studie (Compassionate Trial) erhielten die drei pädiatrischen Patienten mit Stufe 4 Neuroblastomen CAP7.1 in Kombination mit Carboplatin und zeigten eine gute Verträglichkeit ohne organtoxische Nebenwirkung. An 2 von 3 Kindern konnte eine Remission über einen Zeitraum von mehreren Monaten erzielt werden.